Übersetzt von: Barbara Först | 384 Seiten | Einzelband | 29.03.2019 | „Loving Mr. Daniels“ Original | LYX Verlag | 12,90€ | Hier kaufen
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Inhalt
Unsere Liebe verboten zu nennen war einfach. Doch die Gefühle zwischen Daniel und mir waren mehr als nur Leidenschaft. Es ging um Familie. Um Verlust. Um das Gefühl, endlich wieder lebendig zu sein. Unsere Liebe war verrückt und schmerzhaft. Sie bestand aus Lachen und Weinen. Vielleicht war sie verboten. Dennoch war sie wundervoll. Sie war wie wir. Und deshalb werde ich es nie bereuen, dass ich mich in meinen Lehrer Mr Daniels verliebt habe.
Erster Satz
Während ich den Jeep vor der Einmündung der Gasse parkte, gingen mir trübe Gedanken durch den Kopf.
Meine Meinung
Nachdem mir „Wenn der Morgen die Dunkelheit vertreibt“ und „Wenn Donner und Licht sich berühren“ sehr gut gefallen haben, wollte ich unbedingt mehr von der Autorin lesen. Da „Deine Worte in meiner Seele“ ihr erstes Buch ist (so wie ich es verstanden habe), dachte ich es sei ein schöner Start.
Nach einem Schicksalsschlag verlässt Ashlyn ihre Heimatstadt und zieht zu ihrem Vater, um bei ihm ihr letztes High School Jahr zu beenden. Noch vor ihrem ersten Schultag trifft sie auf Daniel, einem jungen Mann mit strahlend blauen Augen und einem Herz für Shakespeare. Sie verbringen eine wunderschöne Nacht miteinander, in der sie nur Worte austauschen, doch am nächsten Tag steht er als ihr neuer Englisch-Lehrer vor ihr…
Ashlyn hat gerade erst einen harten Schicksalsschlag erlitten, den sie noch nicht verarbeitet hat. Auch mit ihrem Vater kommt sie nicht gut zurecht, weswegen sie anfangs eher missmutig wirkt. Gleichzeitig zeigt sie aber auch, wie emotional sie ist und wie groß ihr Herz sein kann. Sie liebt Bücher, liest viel und arbeitet an ihrem eigenen Roman.
Auch Daniels Leben wird von Schicksalsschlägen dominiert und auch er hat den letzten noch nicht ganz verarbeitet. Dabei stürzt er sich lieber in das Leben und die Arbeit, als über seine Gefühle zu sprechen und verschließt sich eher von anderen.
Beide Charaktere habe ich schnell in mein Herz geschlossen. Ashlyn mochte ich sehr, obwohl sie häufig etwas egoistisch und unüberlegt handelt. Beides tritt allerdings in vertretbarem Maße auf, sodass ich gut darüber hinweg schauen konnte. Insgesamt hat mich die Gefühlswelt beider absolut faszinieren können.
Um eben genau dieses Gefühlswelt am besten nachvollziehen zu können, hat die Autorin in der Ich-Form aus beiden Perspektiven geschrieben. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, er lässt sich flüssig und schnell lesen und gleichzeitig steckt eine gewisse Art an Poesie dahinter. Die Autorin weiß mit Worten umzugehen, um mich emotional in ihren Bann ziehen zu können. Besonders gut gefallen haben mir hier Zitate aus den Songs von Daniels Band, die zu jedem Kapitelbeginn standen.
Die Handlung ist so viel mehr, als der Klappentext verrät. Wer hier eine einfache Schüler-Lehrer-Handlung erwartet, wird von der Tiefgründigkeit der Handlung überrascht werden. Es ist definitiv keine einfache oder schön lockere Geschichte, nein im Gegenteil.
Vielleicht besteht Heimat schlicht aus Freundschaft.
S.173
Es fängt im Prolog bereits sehr düster und schockierend an und auch das erste Kapitel ist da nicht froher. Und obwohl die Handlung so düster und emotional ist, ist sie keineswegs schwer zu lesen, da die Autorin hier eine schöne Balance finden konnte. Es geht um so viele Themen, wie Tod und Trauer, Selbstzweifel und Selbstfindung, Familie, Freundschaften und Liebe, es geht um Drogen und Krankheiten, aber auch um das Leben und warum es so lebenswert ist. Eine ganze Bandbreite an Themen, die allesamt miteinander verknüpft werden, sodass am Ende ein recht stimmiges Bild entstehen konnte.
Ich kann kaum auf alles eingehen, ohne dass ich zu viel verrate, weil der Klappentext so schön vage formuliert wurde, weswegen ich meine Meinung später noch unter einer Spoiler-Warnung ausführen werde.
Lange Zeit hat mich Buch absolut gefesselt und begeistert, es hatte volle 5 Sterne verdient, bis wir ins letzte Viertel gekommen sind. Es gibt ein weiteres sehr dramatisches und trauriges Ereignis und auf einmal geht es mit der Handlung bergab. Es passiert sehr viel und das auch noch sehr schnell. Bevor ich, als Leserin, das Ereignis verarbeiten konnte, sind die Charaktere schon einen Schritt weiter. Es geht um viele verschiedene Themen, die größtenteils nur angeschnitten werden und schließlich wurde ich vor vollendete Tatsachen gestellt und wirklich verstanden zu haben, was passiert ist. Mir kam das Ende zu leicht und plötzlich, was ich im Vergleich zur restlichen Handlung sehr enttäuschend fand, da diese sonst sehr authentisch und ruhig wirkte.
Insgesamt hat das Ende noch einiges an Fragen offen gelassen und hat für mich keinen ganz runden Abschluss gebildet.
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Ich möchte mich doch noch ein wenig mehr erklären, wodurch ich hier leider spoilern muss: Der Anfang hat mich schon total überrascht, weil ich nicht mit so einer Härte gerechnet hatte. Die Idee, dass Ahslyn zu ihrem Vater zieht und er – Überraschung – zwei anderen Kindern mehr Vater ist, als er für Ashlyn jemals war, ist ja nicht besonders neu. Was ich allerdings sehr schön fand, war die Beziehung von Ashlyn zu ihren Stiefgeschwistern. Normalerweise entstehen hier totale Hass- und Eifersuchts-Situationen und niemand mag sich, doch hier wurde aus der Zwangs-Bekanntschaft eine wunderschöne Freundschaft, was mich sehr erleichtert hat. Dass sie ihrem Vater so lange so böse war kann ich nachvollziehen, dennoch habe ich mir besonders zum Ende hin etwas mehr Versöhnung zwischen den beiden gewünscht.
Ashlyn wird ab ihrem ersten Schultag an von vielen Mitschülern gemobbt, Auslöser: ihre große Oberweite. Ich fand es gut, dass das Mobbing-Thema hier aufgegriffen wurde, leider aber nicht wirklich auf aufklärende Ebene. Sie lässt das Mobbing über sich ergehen und unternimmt nichts dagegen, auch ihre neuen Freunde/Geschwister sagen dazu nichts – und das hat mich noch mehr enttäuscht. Ich hätte mir hier gewünscht, wie jemand für sie einsteht und zeigt, dass man es aus Mobbing raus schaffen kann, das war hier leider nicht der Fall.
Auch enttäuschend fand ich die Darstellung von Drogenmissbrauch. Es fängt an bei Ashlyns Mutter, die ganz offensichtlich alkoholkrank ist und ihr Kind „weggibt“, dass sie das getan hat um in eien Entzugsklinik zu gehen wird viel zu spät thematisiert und dann auch schnell vergessen. Aber weiter geht es mit Jace, Daniels Bruder, der wegen Drogenhandel bereits im Gefängnis war und kaum raus gekommen, wieder anfängt welche zu verkaufen und zu nehmen. Es zeigt so eine Aussichtslosigkeit, als würde man es niemals aus dem Drogenkonsum schaffen, was mich ebenfalls enttäuscht hat.
Und zuletzt haben wir Ryans Geschichte. Ryan, der sich seiner gläubigen Mutter als Homosexuell geoutet hat, raus geworfen wurde und nach einer Party Suizid begeht. Ein wichtiges Thema, das nicht unterschätzt werden sollte und definitiv einen Teil der traurigen Realität für zahlreiche LGBTQ-Teenager darstellt. Dennoch zeigt es auch hier die scheinbare Aussichtslosigkeit, es wirkt, als hätte es keinen anderen Ausweg für den Jungen gegeben, was für niemanden stimmt. Es gibt immer einen Ausweg, auch wenn es schwer scheint, aber hier habe ich mir einfach gewünscht zu zeigen, wie man aus solchen Situationen raus kommt und dass Suizid eben keine Lösung ist! Wie gesagt weiß ich leider, dass das real ist, aber in Büchern wünsche ich mir immer eine Moral, etwas ein wenig lehrendes. Dass seine Mutter sich eigentlich schon entschuldigt hatte und ihn zurück holen wollte, hilft hier leider auch nicht mehr.
Im gleichen Zuge enttäuschend fand ich auch die schnelle Abhandlung seines Todes. Zu schnell war er vergessen und es ging wieder um die verbotene Liebe der zwei Protagonisten, das fand ich einfach schade.
Fazit
Eine emotionale Geschichte, die mehr hinter sich verbirgt, als der Klappentext vermuten lässt. Ich wurde absolut in den Bann gezogen und konnte gar nicht aufhören, Brittainy C. Cherrys Worten zu folgen. Doch leider habe ich das Ende als sehr unpassend für die restliche Handlung empfunden und wurde dadurch etwas enttäuscht zurück gelassen.
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