Übersetzt von: Anja Mehrmann | 464 Seiten | All Saints High #3 | 21.12.2020 | „Angry God“ Original | LYX Verlag | 12,90€ | Hier kaufen
Anzeige, da Nennung
Inhalt
Es ist immer schon Liebe gewesen. Liebe mit vielen Masken, Umwegen und hässlichen Wahrheiten.Als Lenora Astalis erfährt, dass Vaughn Spencer eines der begehrten Stipendien für die Kunst-Akademie ihres Vaters bekommen hat, sieht sie ihre Chance gekommen: Endlich kann sie sich dafür rächen, dass Vaughn ihr an der All Saints High das Leben zur Hölle gemacht hat. Doch es kommt ganz anders, denn Lenora soll Vaughns Assistentin werden und mit ihm zusammenarbeiten! Je besser sie das Künstler-Genie mit dem eiskalten Blick kennenlernt, desto deutlicher wird, dass sich hinter seiner grausamen Fassade mehr verbirgt als angenommen. Und bald kann Lenora das Prickeln, das sie schon immer in Vaughns Nähe gespürt hat, nicht mehr ignorieren …
Erster Satz
Du hast nichts gesehen, gar nichts.
Meine Meinung
Nachdem mir die ersten beiden Teile schon unglaublich gut gefallen haben, konnte ich den 3. und leider letzten Teil kaum abwarten. Das Cover ist schön, auch wenn ich der Meinung bin, dass zu der Reihe definitiv etwas dunkleres, ja schon düsteres deutlich besser gepasst hätte.
Als Lenora zu ihrem Vater nach Todos Santos zieht und beginnt, die gleiche High School wie Vaughn zu besuchen, ist er außer sich und fängt an, ihr das Leben zur Hölle zu machen. Als er ihr schließlich auch noch den sehnlichst gewünschten Praktikumsplatz an der renommiertesten Kunstschule in England wegschnappt, wird Lenora wütend und will sich an ihm rächen. Es beginnt ein tiefes Spiel aus Wut, Rache und aber auch Lust, bei dem die beiden sich immer näher kommen und schließlich hinter die Fassaden des jeweils anderen gucken können…
Lenora ist die geborene Künstlerin, als Tochter des Schuldirektors einer Kunstakademie ist sie schließlich in ein künstlerisches Leben hinein geboren. Sie liebt die Kunst, baut am liebsten Skulpturen aus recyceltem Material und fotografiert gerne zum Spaß. Als Vaughn nachts ihr Zimmer in der Akademie aufsucht und ihr einen gehörigen Schrecken einjagt, weiß sie, dass sie ihm das nächste Mal selbstsicherer und mutiger gegenüberstehen möchte. Sie verändert sich, färbt ihre Haare schwarz, lässt sich Piercings stechen und trägt schließlich sogar in der stechenden Hitze in Todos Santos nur schwarze Kleidung. Sie will Vaughn nie wieder verletzlich gegenüber stehen und das zeigt sie ihm auch. Während ihre Mitschüler*innen ihr das Leben zur Hölle machen, bleibt sie stark, standhaft und schlagfertig und hält den Kopf immer oben. Obwohl sie in einigen Bereichen ihres Lebens zwar noch immer etwas unsicher ist, ist sie eine bewundernswert selbstsichere Figur, die ich über alles geliebt habe. Ich mochte ihre bissige Art Vaughn gegenüber, ihre Liebe zur Kunst und ihr komplettes Verhalten. Während ich bei vielen Charakteren häufig über ihre Handlungen den Kopf schütteln musste, habe ich Lenny einfach absolut verstanden und so schnell in mein Herz geschlossen. Sie ist einfach besonders, gibt nichts auf die Meinungen anderer und zieht ihr Ding durch, was ich einfach klasse fand!
Vaughn gehört wie auch schon sein Vater zu seiner Jugend, zu den heißesten und begehrtesten Jungs der Schule. Er ist bekannt für seine öffentliche Sex-Geschichten, lässt jedes Mädchen mal ran und spielt jederzeit mit seinen Grenzen, was ihn häufig in Schwierigkeiten bringt. Er hält nicht viel vom Lächeln, er sagt, es tut ihm im Gesicht weh, weswegen er stets mit schlecht gelaunter Miene herumläuft. Er ist unnahbar, kühl und distanziert und gleichzeitig wird er ständig mit einem heißen Gott verglichen. Aber er liebt die Kunst, genauso wie Lenny. Am liebsten arbeitet er an Skulpturen, ganz klassisch aus Stein und in seinen Arbeiten kann er sich einfach fallen lassen. Nur dort traut er sich zu, die Gefühle zu zeigen, die er sonst so sorgsam versteckt. Und er versteckt wirklich einiges, unter anderem ein schreckliche großes Geheimnis, das ihm zu dem macht, was er mittlerweile ist.
Während ich Lenny einfach absolut geliebt habe, hat Vaughn es mir wirklich schwer gemacht, ihn zu mögen. Er verhält sich (Lenny gegenüber) wie ein absolutes Arschloch, gibt nichts auf die Meinungen anderer und ist einfach nur wirklich gemein. Er hat eine wirkliche böse Ader, unter der momentan wie gesagt besonders Lenny leidet, aber gleichzeitig merkt man auch schnell, wie zerbrechlich und verletzlich er ist. Mit der Zeit habe ich ihn immer mehr in mein Herz schließen können und besonders sein Geheimnis hat mir schließlich das Herz gebrochen.
Der Roman ist in der Ich-Form aus den wechselnden Perspektiven von Lenny und Vaughn geschrieben worden. Es beginnt mit den beiden im Alter von 12 beziehungsweise 13 Jahren, woraufhin nach wenigen Seiten ein Zeitsprung von 5 Jahren folgt. Danach verläuft das Buch chronologisch ohne weitere größere Zeitsprünge. Der Schreibstil der Autorin ist wirklich klasse. Obwohl es sich wirklich leicht und schnell lesen lässt, versprühen ihre Sätze gleichzeitig eine gewisse Schwere und Tiefe. Sie schreibt einerseits sehr emotional, andererseits auch sehr explizit, sie nimmt da wirklich kein Blatt vor den Mund.
Die Handlung erhält zu Beginn eine Trigger-Warnung, die wirklich sehr notwendig ist. Vom hübschen, pastellfarbenen Cover darf man sich ehrlich nicht täuschen lassen!
Wir beginnen wie gesagt in der frühen Jugend der beiden Protagonisten, die sich beide in der Kunstakademie in England aufhalten. Nach dem Zeitsprung wechseln wir nach Todos Santos, an die All Saints High, wo nun auch etwa die erste Hälfte des Romans spielt. Das Setting ist uns ja schon aus den vorherigen Teilen bekannt und wir tauchen wieder ein in die Welt der reichen, schönen und verwöhnten Jugendlichen. Und schnell befinden wir uns mitten in der Schussbahn von Vaughn und Lenny, die sich in einem regelrechten Krieg gegeneinander befinden. Sie machen sich beide das Leben schwer, aber vor allem Vaughn spielt mit seiner Dominanz Lenny gegenüber und lässt sie das immer wieder wissen. Während einige Szenen hier schon wirklich heiß werden, dominiert ganz klar das Gefühl von Wut und Hass, wodurch eine wahnsinnig hohe Spannung entstand, dass ich das Buch einfach nicht zur Seite legen konnte.
In der zweiten Hälfte wechseln wir nach England, besser gesagt an die Kunstakademie, die sich in einer alten Burg befindet. Der Szenenwechsel hat mir unglaublich gut gefallen, es sind richtige Dark Academia-Vibes entstanden, die ich momentan total liebe. Und auch die Stimmung ändert sich. Obwohl Lenny und Vaughn natürlich nicht plötzlich beste Freunde werden, wird die Verbindung zwischen den beiden deutlich emotionaler und auch leidenschaftlicher. Besonders Vaughn wirkt wie ausgewechselt, er öffnet sich immer mehr und zeigt endlich die Fassade hinter seiner perfekten Maske. Die Entwicklungen zwischen den beiden, das Feuer, die Leidenschaft, aber auch die emotionale Verbindung haben mir unglaublich gut gefallen. Ich habe es geliebt, dabei zuzusehen, wie die Charaktere immer mehr zu sich selbst finden und somit auch zueinander finden konnten.
Was mir letztendlich das Herz brechen konnte, war Vaughns großes Geheimnis. Im Laufe des Buches gibt es immer wieder kleine Andeutungen und obwohl es rückblickend doch schon so offensichtlich war, hat es mich bei der Enthüllung wirklich kalt erwischt. Es ist absolut widerlich und mal wieder hat LJ Shen es geschafft, die schrecklichste Seite der Menschen hier abzubilden.
Insgesamt muss ich auch noch anmerken, dass das Buch wirklich kranke Szenen bereithält. Nach meinem Gefühl ist dieses Buch wirklich das heftigste, düsterste und krankeste der ganzen Reihe. Es gibt so viele Szenen, die mich total schockiert und mit offenem Mund zurück gelassen haben und das waren nicht mal die schlimmsten. Wie gesagt gräbt die Autorin hier wirklich in den düstersten und kaputtesten Seiten der Menschheit und zeichnet ein unglaublich schreckliches Bild. Das Buch ist wirklich nichts für schwache Nerven und jeder, der sich da ein wenig unsicher ist, sollte ganz klar die spoilernde Trigger-Warnung lesen.
Fazit
Ein Buch über zwei verlorene Seelen, die in ihrem Hass und ihrer Wut so heftig zueinander finden, dass es auf jeden Fall Spuren auf meinem gebrochenen Leser-Herz hinterlassen hat. LJ Shen zeichnet wirklich wunderbare, aber vor allem gebrochene Charaktere, die ihre schrecklich traurigen Geschichten miteinander teilen und erst dadurch wieder heilen können.
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