464 Seiten | Einzelband | 20.10.2021 | dtv | 16,95€ | Hier kaufen
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Inhalt
Hochspannung zur Primetime
Heiligabend: Die einflussreichsten Personen Deutschlands werden in ihren Häusern eingesperrt – und ihre Geiselnahmen live übertragen. Der Showmaster tritt vor die Kamera und erklärt die Spielregeln: »Zwar wählen die Menschen ihre Regierung, die Macht liegt jedoch längst nicht mehr beim Volk. Heute präsentieren wir Ihnen diejenigen, die wirklich entscheiden, wer zum Gewinner und wer zum Verlierer des Systems wird. Und glauben Sie mir, jeder von ihnen hat mindestens eine Leiche im Keller.« Nun haben die Zuschauer die Wahl, wer mit einem blauen Auge davonkommt und wer bluten muss. Während die Menschen wie gebannt vor ihren Bildschirmen sitzen, wird eine Frage immer lauter: Wer sind die Drahtzieher hinter der Reality Show?
Erster Satz
Das hier war nicht geplant.
Meine Meinung
Anne Freytag hat mein Leserherz durch ihre Jugendromane schon vor Jahren höher schlagen lassen. Dass sie nun langsam die Richtung wechselt und sich mit ihren neuen Veröffentlichungen eher an erwachsenere Leser:innen richtet, hält mich absolut nicht davon ab, immer noch jeden neuen Roman zu verschlingen. Mit „Aus schwarzem Wasser“ hat sie mich schon absolut begeistern können, weswegen ich nun super gespannt auf „Reality Show“ war – der Klappentext klingt auf jeden Fall schon mal wahnsinnig vielversprechend!
In „Reality Show“ geht es um Deutschlands einflussreichste Menschen, die außerhalb der Öffentlichkeit als Strippenzieher der Gesellschaft fungieren. Diese werden nun von Unbekannten in ihren eigenen Häusern eingesperrt und in die Reality Show gezerrt – moderiert von einem Showmaster, der nun sämtliche Fäden in der Hand hält und die Zuschauer über das Schicksal der Geisel entscheiden lässt.
Die Geschichte wird aus zahlreichen verschiedenen Perspektiven erzählt, sodass ich kaum alle nennen könnte. Wir erleben die Geschehnisse aus den Perspektiven der reichen und machthabenden Menschen, der Macher der Reality Show, der Polizei und der Menschen, die vor den Fernsehern sitzen und das ganze Geschehen live mit verfolgen. Jedes neue Kapitel beschäftigt sich mit einer neuen Perspektive und so werden wirklich zahlreiche Charaktere eingeführt, die ich teilweise kaum voneinander unterscheiden konnte. Einerseits war ich von diesem Erzählstil sehr begeistert, weil er so gut zur Geschichte passte, andererseits war er allerdings auch sehr verwirrend, besonders der Start wurde mir dadurch nicht sonderlich leicht gemacht. Dazu kommt noch, dass keiner der Charaktere mich besonders begeistern oder in den Bann ziehen konnte – keiner sticht sonderlich heraus und gleichzeitig waren sie alle sehr interessant. Besonders die Konstellation von ihnen hat mir wahnsinnig gut gefallen, doch leider fehlte mir einfach der Bezug zu ihnen.
Und auch sonst ist die Erzählweise der Autorin hier sehr interessant. Während die Perspektiven häufig wechseln, wird auch immer wieder zwischen der Ich-Form und der Er/Sie-Form gewechselt, was die Unterschiede der Charaktere nur noch mehr hervorhebt, hat mir sehr gefallen. Zusätzlich wird auch noch in der Zeit gesprungen, um die Anfänge und Entstehung der Reality Show besser darstellen zu können.
Der Roman beginnt mit einer Schnell-Vorstellung einiger „Gäste“ der Show. Wir beobachten jeden kurz an seinem Heiligabend und erhalten einen ersten Eindruck darüber, welche Art von Menschen sie sind. Auch wenn es zunächst ein wenig verwirrend war, weil so viele neue Charaktere so schnell hintereinander vorgestellt worden sind, hat mir diese Umsetzung wirklich sehr gut gefallen.
Darauf folgt auch schon schnell die Vorstellung der Personen, die hinter der Show stecken. Dazu möchte ich natürlich nicht zu viel sagen, deswegen belasse ich es erstmal dabei. Es war auf jeden Fall sehr interessant, das Ganze mitzuverfolgen und mitzuerleben, wie aus eine kleinen Idee etwas so Großes wird.
Leider muss ich dazu sagen, dass ich mir einfach mehr von der Show an sich gewünscht hätte. Denn während man die Gruppe hinter der Show begleitet, ihren Plan in die Tat umzusetzen und die zahlreichen Charaktere kennen lernt, fiel die Show selbst in meinen Augen viel zu kurz aus. Denn schon die erste Ansprache des Showmasters zog sich in meinen Augen ziemlich und obwohl so viele Charaktere vorgestellt worden sind, werden mir zu wenige in der tatsächlichen Show behandelt, was ich ein wenig schade fand.
Das Ende hingegen hat mich wieder absolut abholen können. Die Spannungskurve baut sich im Laufe der Handlung immer wieder auf, weswegen ich das Buch auch einfach nicht aus der Hand legen konnte, doch besonders das letzte Viertel hat mich da sehr überzeugen können!
Fazit
Insgesamt behandelt der Roman Thematiken, die hochaktuell und sehr wichtig sind, was mir sehr gefallen hat. Es ist eine ordentliche Gesellschaftskritik, die besonders das System der Super-Reichen und ihre verstecke Macht auf die Gesellschaft kritisiert. Die Masse an Charakteren macht es leider immer wieder ein wenig wirr, was ich sehr schade fand, besonders weil die Zusammenstellung der verschiedenen Protagonist:innen wirklich sehr gelungen war. Es war ein sehr spannendes und aktuelles Buch, das mich insgesamt wirklich sehr begeistern konnte.
Ein ganz großes Dankeschön an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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