480 Seiten | Like This #1 | 27.11.2021 | LYX Verlag | 12,90€ | Hier kaufen
Anzeige, da Rezensionsexemplar
Inhalt
Die 19-jährige Arwa ist gerade erst für ihr Studium nach Wien gezogen. Aber statt Freundschaften zu knüpfen, verliert sie sich in ihrer Kunst und meidet den Kontakt zu anderen, wo sie nur kann. Das ändert sich, als sie auf Tariq trifft, der vom ersten Augenblick an nie gekannte Gefühle in ihr weckt. Doch Tariq, dem es zunehmend schwerer fällt, die Traditionen seiner Familie mit dem Wunsch nach Freiheit zu vereinbaren, kämpft gegen seine eigenen Dämonen. Und je näher sich Arwa und Tariq kommen, desto klarer wird, dass ihre Liebe nur eine Chance hat, wenn sie sich ein für alle Mal ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft stellen …
Erster Satz
„Was für ein ungewöhnlicher Name“, sagen sie in einem vorwurfsvollen Tonfall, als würden sie mich dafür tadeln, meinen Eltern erlaubt zu haben, damit davonzukommen.
Meine Meinung
Als ich das Buch in der LYX Vorschau entdeckt habe, hat es mich gleich mit seinem wunderschönen Cover begeistern können. Dazu noch der Klappentext, der mir eine wunderschöne, traurige Geschichte verspricht und ich war gleich hin und weg.
Arwa ist gerade erst nach Wien gezogen, um in der österreichischen Hauptstadt Physik zu studieren. Doch der Start in ihr neues Leben fällt ihr nicht so leicht, wie erhofft. Sie verschließt sich und verliert sich immer mehr in ihrem Hobby, dem Malen – bis sie auf Tariq trifft, der sie gleich fasziniert. Er lockt Arwa immer mehr aus ihrem Schneckenhaus und zeigt ihr, wie schön das Leben sein kein. Doch gleichzeitig kämpft er immer wieder mit sich selbst und den Traditionen seiner Familie, die ihn von seinen Träumen abhalten. Also fangen sie an, sich gegenseitig zu helfen …
Arwa habe ich von der allerersten Seite an absolut geliebt und in mein Herz geschlossen. Sie ist sehr verschlossen, zurückhaltend und ängstlich in Bezug auf andere Menschen. Es wird sogar immer schlimmer, womit Arwa sich allerdings einfach nicht auseinander setzen möchte. Ihre Eltern hatten immer zu viele eigene Probleme, als dass sie sich noch groß um Arwa kümmern konnten und deswegen hat sie früh gelernt, alleine mit sich zurecht zu kommen. Nicht, dass das sonderlich gut funktioniert. Es fällt ihr schwer, einzusehen dass sie Hilfe benötigen würde und hat Angst davor, sich ihren Problemen zu stellen. Stattdessen verliert sie sich in ihren Kunstwerken und Filmen, die ihr romantisches Herz schneller schlagen lassen. Ich habe wahnsinnig viel von mir selbst in Arwa gesehen, sodass es teilweise schmerzlich war, ihre Geschichte zu verfolgen. Es ist fast gruselig, wie die Autorin scheinbar meine eigenen Gedanken und Gefühle aufs Papier bringen und ihnen durch Arwa eine Stimme geben konnte. Deutlich mehr als ein Mal habe ich mir Stellen in diesem Buch markiert, weil sie meine Ängste und Gedanken so gut in Worte gefasst hat. Und es hat unglaublich gut getan, zu sehen, dass ich nicht alleine mit diesen Sorgen bin, dass es nicht komisch ist und ich nicht sonderbar bin. Dass ist nicht übertreibe und mich nur anstelle, sondern dass es auch andere mit diesen Gefühlen gibt und dafür danke ich der Autorin von Herzen.
Wieso fällt mir das so schwer? Einfach zu kommunizieren? Manche Leuten glauben, es wäre süß, wenn man sozial inkompetent ist, so wie diese niedlichen Mädchen in Anime, die mit ihren überlangen Ärmeln und ihrer Tollpatschigkeit in die Arme ihres Schwarms fallen – aber in Wirklichkeit gibt es absolut nichts Herzliches daran, im täglichen Leben zu scheitern.
S. 78, Arwa
Aber auch Tariq hat mein Herz gestohlen. Er ist Teil einer pakistanischen Großfamilie und trägt als ältestes Kind große Verantwortung. Er studiert ganz vorbildhaft, schließt es bald ab und hat bereits gute Jobangebote erhalten. Doch obwohl er seine Familie über alles liebt und alles für sie tun würde, sehnt er sich nach Freiheit, nach etwas Ruhe und nach etwas Zeit einfach nur für sich. Er stellt sich selbst immer hinten an, kümmert sich stets zunächst um andere und findet für alle die richtigen Worte, nur für sich selbst nicht. Man sieht es ihm nicht sofort an, doch auch in ihm ruhen böse Dämonen, die seine Gedanken einnehmen und ihn von innen heraus auffressen. Er hat sich mit seiner liebevollen und fürsorglichen Art sofort in mein Herz geschlichen und hat den Platz dort auch nicht mehr verlassen. Er ist ein so wunderschöner Charakter, der mich einfach wahnsinnig fasziniert hat.
Und auch die Nebencharaktere waren nicht ohne. Wir lernen auch Arwas Tante kennen, bei der sie in Wien lebt, sowie Tariqs Familie, die wirklich nicht ohne ist. Jeder Charakter erzählt eine ganz eigene Geschichte, was mir sehr gefallen hat. Vor allem Arwas Tante und Tariqs Schwester haben es mir echt angetan, die beiden sind wirklich fantastisch. Was ebenfalls durch die Nebencharaktere sehr schön erzählt wird, ist die pakistanische Kultur. Ich kenne mich absolut gar nicht mit dieser Kultur aus, fand es aber wunderschön, immer wieder ein wenig neues darüber zu lernen. Denn obwohl all das zwar zur Handlung gehört, geschieht nichts davon auf eine aufdringliche Art. Wir lernen einfach immer wieder ein bisschen was und werden langsam an die Kultur herangeführt, was mir sehr gefallen hat. Ich hätte gerne noch ein bisschen mehr gelernt, habe mich aber bereits nach Beenden des Buchs noch ein wenig weiter informiert, weil ich das alles wirklich sehr interessant fand.
Aber kommen wir mal auf die Handlung zu sprechen. Diese ist sehr ruhig, wird langsam aufgebaut und entwickelt sich einem sehr angenehmen, ruhigen Tempo. Der Schreibstil von Mehwish Sohail ist dabei ebenso ruhig und angenehm, weswegen er sich wunderbar mit der Handlung ergänzt. Es geht hier weniger um eine wahnsinnig aufregende und spannende Geschichte und mehr um die Charaktere, ihre Gedanken und Gefühle und das echte Leben um sie herum. Es gibt viele innere Monologe, besonders weil Arwa so viel mit ihren Gedanken zu kämpfen hat, was eigentlich nicht so wirklich mein Fall ist, aber hier passte es einfach perfekt. Es war an keiner Stelle langweilig zu lesen, ganz im Gegenteil, Arwa hat mich absolut in ihren Bann ziehen können.
Ich glaub, um zu entscheiden, was meine Lieblingsfarbe ist, müsste ich alle Farben erst mal gesehen haben.
S. 172, Tariq zu Arwa
Die Handlung ist wie gesagt sehr emotional, aber nicht weil die Charaktere ein großes Drama erleben, sondern weil die Geschichte sich absolut auf ihre Gefühle, Ängste, Sorgen und Emotionen konzentriert. Es geht darum, ein neues Leben anzufangen, zu sich selbst zu finden und seine Träume zu verfolgen. Aber auch darum, dass es okay ist, sich mal nicht gut zu fühlen oder seine Ziele während des Weges noch einmal zu ändern. Es geht darum, dass man nicht alleine ist, obwohl man sich vielleicht so fühlt und darum, für sich einzustehen. Es geht um Familie und Herkunft, aber auch um Freundschaften und die Liebe. Es geht darum, sich nicht für eine Lieblingsfarbe entscheiden zu können, weil man noch nicht alle Farben gesehen hat und um das Leben von all seinen Seiten, weswegen ich das Buch absolut geliebt habe. Die Autorin konnte mich mit ihren Worten und Emotionen absolut abholen und ich wollte nicht, dass die Geschichte von Arwa und Tariq jemals endet.
Zum Schluss muss ich noch einmal kurz die liebevolle Aufmachung des Buchs erwähnen. Angefangen bei der wunderschönen Goldprägung im Cover, über die Illustrationen in den Buchklappen bis hin zu den kleinen Bildchen, die jeden Kapitelbeginn schmücken. Es steckt so viel Liebe in diesem Buch und das sieht man.
Fazit
Ein Buch, das mit wahnsinnig viel Liebe verschiedenste Themen wie Herkunft, Familie, Mental Health und Träume aufgreift. Die Autorin hat mich schon auf den ersten Seiten mit ihrem Schreibstil überzeugen können, doch es waren die Protagonisten, die mich letztendlich an das Buch gefesselt haben. Ich habe alles an diesem Buch geliebt und wünschte, ich könnte es noch einmal zum ersten Mal lesen.
Ein ganz ganz großes Dankeschön an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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