Übersetzt von: Stefanie Frida Lemke | 400 Seiten | Cemetery Boys #1 | 28.06.2022 | „Cemetery Boys“ Original | Dragonfly Verlag | 18,00€ | Hier kaufen
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Inhalt
Kurz vor dem Tag der Toten will Yadriel seiner traditionellen lateinamerikanischen Familie beweisen, dass er ein brujo ist. Alle in seiner Familie können Geister beschwören oder haben Heilkräfte, aber weil Yadriel trans ist, lassen sie ihn nicht das Ritual durchlaufen. Mit der Hilfe seiner Cousine Maritza schafft er es allein. Doch bei seiner ersten Geisterbeschwörung geht etwas schief und Julian steht vor ihm, der Geist des Bad Boys seiner Highschool. Und der ist weit davon entfernt, bereitwillig ins Reich der Toten überzutreten. Mit Yadriels Hilfe will er herausfinden, wie er gestorben ist. Und je mehr Zeit sie gemeinsam verbringen, desto weniger will auch Yadriel, dass Julian geht.
Erster Satz
Yadriel lebte schon immer auf dem Friedhof, und eigentlich war ihm das Betreten der Kirche nicht verboten.
Meine Meinung
Das englische Original stand schon seit Ewigkeiten auf meinem Wunschzettel, als ich entdeckt habe, dass der Dragonfly die Geschichte übersetzen wird, habe ich noch geduldig gewartet und mich dann sehr darüber gefreut, ein Bloggerpaket vom Verlag erhalten zu haben. Ganz lieben Dank!
Yadriel hat es satt von seiner Familie nicht wirklich anerkannt zu werden. Seine Familie lebt nach alten Traditionen und dementsprechend können die Männer Geister beschwören und die Frauen haben heilende Kräfte. Aber Yadriel ist trans und darf deswegen an keinem Ritual teilnehmen, bis er es nun selbst in die Hand nimmt und gemeinsam mit seiner Cousine einen Geist beschwört. Der erschienene Geist ist allerdings ausgerechnet Julian, ein Junge seiner High School, der es ganz und gar nicht akzeptiert, gestorben zu sein. Mit Yadriels Hilfe will er nun herausfinden, wie und warum er gestorben ist und dabei kommen die beiden sich immer näher…
Yadriel war mir von den ersten Seiten an unglaublich sympathisch. Er hat es mit seiner sehr traditionell lebenden Familie ziemlich schwer, seitdem er sich als trans geoutet hat. Eigentlich will ihm niemand etwas böses, aber trotzdem wird er immer wieder ausgeschlossen, darf nicht an den Ritualen teilnehmen oder die anderen Männer begleiten. Das macht ihm immer wieder zu schaffen, auch wenn er sich nicht unterkriegen lässt. Er kämpft tagtäglich dafür, endlich als Mann akzeptiert zu werden und begibt sich dadurch immer wieder auf Alleingänge, die teilweise nicht ungefährlich sind. Ich mochte ihn auf jeden Fall sehr.
Genauso sehr mochte ich auch Julian. Er ist als Bad Boy der Schule bekannt, der häufig schwänzt und über ihn und seine Familie halten sich viele negative Gerüchte. Niemand außer sein engster Freundeskreis scheint ihn aber näher zu kennen und die Wahrheit über seine Familiensituation zu kennen. Und auch obwohl er als Bad Boy bekannt ist und vielleicht nicht immer nach den Regeln und Gesetzen lebt, ist er in Wahrheit ein herzensguter Junge, der sich liebevoll um seine engsten Mitmenschen kümmert. Er würde alles für seinen engsten Freundeskreis tun, auch wenn es bedeutet, sich in Gefahr zu bringen, aber genau dafür mochte ich ihn und seinen Sturkopf so gerne.
Als ich nach den ersten Sätzen im Buch gemerkt habe, dass der Roman in der Er-Form geschrieben wurde, war ich zunächst ein wenig skeptisch. Ich würde immer die Ich-Form bevorzugen, aber hier hatte ich überraschenderweise keinerlei Probleme damit, was vermutlich auch am sonst sehr angenehmen Schreibstil des Autors lag.
Ehrlich gesagt wusste ich anfangs gar nicht so recht, was ich von der Handlung erwarten könnte. Der Klappentext erklärt zwar ein bisschen, aber er ist doch noch sehr vage, weswegen ich kaum wusste, worauf ich mich einlassen würde. Aber ich kann schonmal eins vorab sagen: ich habe es sehr geliebt.
Zunächst einmal fand ich die allgemeine Idee super interessant. Ich kenne mich mit der lateinamerikanischen Kultur ehrlich gesagt fast gar nicht aus und kann mich auch nicht daran erinnern, sonderlich viele Bücher darüber gelesen zu haben. Das im Zusammenhang mit Geisterbeschwörungen, Heilungskräften und allem drumherum fand ich wirklich richtig gut. Ich habe die Atmosphäre aus dem Friedhof und dem bevorstehenden Tag der Toten absolut geliebt und habe mich nach Beenden des Buches auch noch ganz viel darüber informiert, weil ich es so spannend fand.
Und dazu kommt natürlich noch, dass das Buch mit Yadriel einen trans Protagonisten hat, was mir ebenfalls richtig gut gefallen hat. Ich finde es schön, dass es zu immer mehr Repräsentation in Büchern kommt und noch besser ist es natürlich, wenn es von Own Voice-Autor:innen geschrieben wurde, wie es hier der Fall ist. Mochte ich wirklich sehr.
Ansonsten begleiten wir Yadriel und Julian dabei, wie sie versuchen herauszufinden, warum Julian gestorben ist und merken dabei, dass irgendwas komisches vor sich geht. Ich habe die beiden ganz gerne verfolgt, auch wenn ich zugeben muss, dass es sich im Mittelteil etwas zu sehr gezogen hat. Ich konnte einfach nicht ahnen, worauf das ganze hinausläuft und aus meiner Sicht haben die Protagonisten sich etwas im Kreis gedreht, ohne dass sie etwas neues herausfinden konnten. Die Auflösung am Ende hätte ich zwar niemals kommen sehen und im Grunde mochte ich die Idee dahinter auch sehr, aber im Nachhinein hätte ich mir die Umsetzung etwas anders gewünscht. Wir erfahren viele neue Dinge und es passiert sehr viel auf einmal, das hätte ich mir etwas entzerrter gewünscht – dann wäre der Mittelteil vielleicht auch etwas spannender gewesen.
Fazit
Ein sehr schönes Buch, das schöne Thematiken aufgreift und zwei wunderbare Protagonisten begleitet. Der Schreibstil hat mich sehr angenehm und schnell durch die Handlung geführt und besonders die Atmosphäre hat es mir sehr angetan. Für die Handlung hätte ich mir etwas mehr Spannung im Mittelteil gewünscht, aber sonst hat es mir wirklich sehr gut gefallen!
Ein großes Dankeschön an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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