Übersetzt von: Stephanie Pannen | 336 Seiten | Kellywood #1 | 29.05.2020 | „V is for Virghin“ Original | One Verlag | 12,90€ | Hier kaufen
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Inhalt
Valeries Herz ist gebrochen. Ihr Freund hat sie verlassen, weil sie nicht mit ihm schlafen möchte, sondern damit bis zur Ehe warten will. Als ihre Geschichte bei YouTube viral geht, wird die Siebzehnjährige landesweit unter dem Namen Virgin Val bekannt. Das Chaos scheint perfekt, als dann auch noch Rockstar Kyle Hamilton vor ihr steht: Der Leadsänger der Band Tralse hat es sich zum persönlichen Ziel gemacht, sie zu verführen. Doch mit einer Sache hat Kyle nicht gerechnet: Val bereitet ihm ganz schönes Herzklopfen …
Erster Satz
Ich wusste, dass es so kommen würde.
Meine Meinung
Nachdem „Cinder & Ella“ mich absolut überraschen und überzeugen konnte, war für mich klar, dass ich auch der neuen Reihe von Kelly Oram eine Chance geben werde. Der Klappentext klingt interessant und hat mich definitiv neugierig gemacht, auch wenn er mich nicht zu 100% überzeugen konnte.
Valerie, Val, ist seit ein paar Monaten mit ihrem Freund zusammen und so langsam entwickelt sich immer mehr. Sie fühlt sich mittlerweile so wohl, dass sie ihm ihr Geheimnis anvertrauen möchte: sie ist Jungfrau und möchte mit dem Sex bis zur Ehe warten. Als ihr Freund das erfährt, macht er Schluss und ihre Geschichte wird auf YouTube veröffentlicht. Damit tritt Val zunächst unbewusst eine riesige Bewegung in den Gang, die sich für Menschen einsteht, die mit Sex warten wollen oder bewusst abstinent leben. Damit weckt sie das Interesse von Tralse-Sänger Kyle, der sie von nun an unbedingt verführen möchte.
Val möchte wie gesagt mit dem Sex bis zur Ehe warten, für sie nicht besonders, für den Rest der Welt anscheinend schon. Sie ist stolz darauf, noch Jungfrau zu sein und möchte anderen Menschen Mut machen, auch dazu zu stehen. Sie tritt eine Bewegung in den Gang, entwirft entsprechenden Schmuck und spendet an passende Organisationen, um mit ihrem plötzlichen Erfolg anderen Menschen zu helfen. Ungewollt wird sie Teil eines riesigen Medien-Rummels, der sich immer wieder um ihr eigenes, nicht vorhandenes Sex-Leben dreht.
Kyle ist Sänger der eher weniger erfolgreichen, lokalen Band, Tralse. Er ist ein typischer Bad Boy-„Rockstar“, der sich vor Frauen kaum retten kann und natürlich jede Chance annimmt. Dass Val ihn allerdings abserviert, kann er nicht auf sich sitzen lassen und tut alles dafür, sie entjungfern zu dürfen.
Val hat mir anfangs sehr gut gefallen. Sie ist selbstbewusst, stark und steht für sich ein. Ich war etwas überrascht, dass sie bewusst auf Sex verzichtet, das hat mir aber nur umso besser gefallen. Die Sympathie hat mit der Zeit aber immer mehr nachgelassen. Während sie sich immer mehr in ihr Projekt verrannt hat, schien sie andere Dinge, wie Freundschaft und Familie, immer mehr zu vergessen. Sie schien mit der Zeit immer mehr zu Virgin Val, der Kunstfigur, zu werden. Zudem war sie mir doch etwas zu flach gestaltet. Okay, sie hat ihre Geschichte mit dem Warten bis zur Ehe, doch mehr ist da nicht wirklich. Mir fehlten ein paar einprägende Charakterzüge, etwas besonderes. Gut fand ich allerdings noch, dass sie immer ihrer Meinung treu blieb und gleichzeitig niemanden dazu drängen wollte, genauso zu denken wie sie.
Kyle hingegen war mir von Anfang bis Ende durchweg unsympathisch. Er verhält sich schrecklich, ist egoistisch und ein riesiges Arschloch. Während er anfangs noch der „typische Rockstar“ war, der sich an die hübsche Val ranmacht, wurde er im Laufe des Buches immer aufdringlicher. Er hat Vals Entscheidungen nie akzeptiert, hat ihr deutliches „nein“ stehts abgelehnt und sie immer weiter bedrängt. Er hat sie öffentlich bloßgestellt, sie unter Druck gesetzt und ich würde sagen, dass es auf jeden Fall sexuelle Belästigung war, was er getan hat. Darauf möchte ich gleich auch noch weiter eingehen. Weiteres kann ich zu ihm kaum sagen. Obwohl der Klappentext suggeriert, er würde der zweite Protagonist sein, taucht er kaum auf. Und wenn doch, dann nur für ein paar Sätze, das hat mich den ganzen Roman über ziemlich verwirrt.
Zuerst möchte ich noch etwas zu Vals „bester Freundin“ Cara sagen. Wo ihre Freundschaft am Anfang noch perfekt schien, leben die zwei sich während der Handlung immer weiter auseinander. An sich kein Problem, das passiert bei Freundschaften schließlich. Doch leider war ich sehr enttäuscht von Caras Entwicklung, die sehr negativ verlaufen ist. Auch Val hat hier nicht alles richtig gemacht, doch Cara hat Val aus meiner Sicht zu sehr bedrängt und zu Dingen gezwungen, die Val nicht wollte. Sie hat falsche Erwartungen an ihre „Freunschaft“ gehabt und ist Val immer wieder hintergangen. Cara hat mich hier wirklich sehr enttäuscht.
Geschrieben ist der Roman in der Ich-Form aus Vals Perspektive. Der Schreibstil hat mir gut gefallen, auch wenn er nicht wirklich besonders war. Es ließ sich schnell lesen und ich bin sehr flott durch die Handlung gekommen. Wie gesagt war er dennoch gleichzeitig nicht besonders aufregend oder emotional, was mich bei diesem Inhalt aber weniger gestört hat.
So, kommen wir jetzt noch einmal auf die Handlung zu sprechen.
Was waren meine Erwartungen? Ein Roman, der besonders jungen Menschen den Druck nimmt, Sex zu haben. Man liest auf den sozialen Medien ja immer häufiger von Jugendlichen, die sehr früh sexuell aktiv werden. Und besonders dieses Teilen in den Medien setzt andere vermutlich noch mehr unter Druck. Viele haben Sex, ohne dass sie sich wirklich bereit dazu fühlen oder haben Sex weil es „zur Beziehung dazu gehört“. Ich habe erwartet, dass dieser Roman diesen Druck nimmt. Dass er Mut macht, mit dem Sex zu warten, bis man sich bereit fühlt. Dass er Menschen unterstützt, die noch keinen haben wollen.
Und das habe ich leider nicht erhalten. Obwohl die Ansätze wirklich gut waren, hat es leider nicht gereicht. Ich fand die ursprüngliche Idee von Val und ihrer kleinen Kampagne sehr schön, doch leider hat sich der Kern schnell verloren, als ihre Geschichte viral wurde – und wie die viral gegangen ist… Es passierte viel zu viel, vieles unrealistisches und alles war viel zu schnell, diese ganze Geschichte hat viel zu viel und viel zu lange Aufmerksamkeit bekommen. Normalerweise würden die sozialen Medien so etwas nach wenigen Tagen, wenn überhaupt nach wenigen Wochen vergessen. Doch hier entwickelte eine Geschichte, die auch nach Monaten noch präsent und das Top Thema Nr. 1 darstellte – einfach nicht authentisch.
Aber auch abgesehen davon, war die Message nicht so stark, wie ich es erwartet hatte. Natürlich schwebt das Thema die ganze Zeit über der Handlung, aber irgendwie anders, als erhofft. Was ich schön fand ist die Tatsache, dass hier keine Meinung aufgezwungen wird. Es wird nicht gesagt, dass Sex als Jugendlicher schlecht ist, dass jeder aufhören soll und bis zur Ehe warten soll. Nein, zum Glück wurden hier die individuellen Entscheidungen der einzelnen Personen nur unterstützt und bestärkt – das fand ich echt super!
Ich würde hier auch gerne noch einmal erwähnen, dass ich Isaac, einen Mitschüler von Val, super sympathisch fand. Ihn mochte ich total gerne und er hat genau das in die Handlung eingebracht, was ihr noch fehlte.
Leider hat hier besonders Kyle einen großen Strich durch die ganze Rechnung gemacht. Wie bereits angesprochen, war sein Verhalten aus meiner Sicht definitiv schon Belästigung. Er hat kein Nein akzeptiert und Vals klare Widerworte stets ignoriert. Ich fand sein Verhalten furchtbar und genauso schlimm fand ich, dass niemand etwas dagegen sagt. Niemanden schien das gestört zu haben! Cara nicht, seine Bandkollegen nicht, verdammt, nicht einmal die Presse, die Fans oder Vals Eltern. Alle haben seine Nötigungen akzeptiert ohne ein Wort zu sagen – ehm, hallo? Ich werde nach meinem Fazit noch einmal darauf eingehen, weil ich da leider etwas spoilern muss, um das zu erklären.
Sein Verhalten hat leider das kaputt gemacht, was an diesem Buch noch gut gewesen ist. Zum Glück ist er nicht ganz so oft aufgetaucht.
Das Ende hingegen hat mir wieder ganz gut gefallen. Es war etwas zu sehr over the top, aber es hat einen runden Abschluss gebildet. Besonders die Charakterentwicklungen waren wirklich noch einmal schön zu sehen, das habe ich für den Abschluss auf jeden Fall gebraucht.
Achtung, Spoiler! Weil ich mich doch noch mehr erklären möchte, könnt ihr meine Begründungen gerne hier ausklappen.
Ich würde hier doch noch gerne erklären, warum ich Kyles Verhalten so schrecklich toxisch fand.
Fangen wir bei seinem ersten Auftreten an: er nennt Val von Anfang an „Legs“, auch wenn sie sich gegen diesen herabwürdigenden Spitznamen wehrt und ihm ihren echten Namen verrät. Doch er reduziert sie stets auf ihre Beine.
Nachdem er erfährt, dass sie noch Jungfrau ist, schreibt er einen gesamten Song darüber, sie entjungfern zu wollen. Einen ganzen Song! Und alle finden ihn super, selbst nachdem Val, der dieser Song gewidmet wurde, über dessen Meinung aufklärt. Sie erklärt, warum sie ihn schrecklich findet (verständlicherweise) und dennoch feiern alle ihn weiterhin ab.
Immer wieder drängt Kyle sich auf und akzeptiert kein einziges, klar ausgesprochenes und deutliches NEIN. Wie oft Val ihn in diesem Buch ablehnt, ist wirklich bewundernswert, sie ist da wirklich stark geblieben. Doch dass sie sich überhaupt so oft wiederholen musste, ist schrecklich. Kyle hat sich immer wieder aufgedrängt, sie zu Dates überreden wollen und sie unter Druck gesetzt. Er würde nur bei dem Schulfest auftreten, zu dem Cara ihn engagieren wollte, wenn Val mit ihm ausginge. In öffentlichen Interviews hat er ein falsches Bild von sich und Val inszeniert und immer wieder falsche Andeutungen gegeben. Am Ende hat er sie zu einem öffentlichen Kuss gezwungen, weil sie „nur dadurch ihr Image aufbessern könne“.
Ich glaube, das sind genug Beispiele, die aufweisen, dass Kyle ein wirklich schrecklicher Charakter war.
Fazit
Insgesamt stehe ich dem Buch mit gemischten, eher negativen Gefühlen gegenüber. Die Message hätte sehr schön sein können und vielen jungen Menschen helfen können. Doch leider wurde doch etwas falsches vermittelt und insgesamt sehr oberflächig erzählt. Die Charaktere waren äußerst unsympathisch, die Handlung war sehr unrealistisch und insgesamt bin ich recht enttäuscht. Dabei war die Idee sehr gut und auch die Anfänge haben mir noch sehr gut gefallen.
Trotzdem ein großes Dankeschön an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
Anja - Bambinis Bücherzauber says
Hallo Lara,
ich hatte nach Cinder & Ella auch super hohe Erwartungen, die ebenfalls enttäuscht wurden.
Zwar mochte ich Kyle – allerdings kam er mir viel zu wenig vor. Die Liebesgeschichte gab es in diesem Band ja eigentlich noch gar nicht.
Ich verstehe allerdings deine Kritik an ihm und seinem Verhalten, auch wenn ich es nicht ganz so extrem empfunden habe (… ist schon wieder ein paar Monate her…).
Val hingegen ist mir mit der Zeit auf die Nerven gegangen. Und wohl ihr Anliegen zwar gutgedacht ist, wird mir das ganze Thema auch zu sehr kommerzialisiert. Wie du schon sagst, sie wird zu einer Marke und das eigentlich wichtige Thema, frei ohne Druck selbst zu entscheiden, gerät in den Hintergrund.
Die Leseprobe zu Band 2 hat mich allerdings super neugierig gemacht. Wie gesagt, ich mag Kyle und nun kommt er zu Wort. Und vielleicht gibt es nun auch die Emotionen, die mir in Band 1 fehlten. Daher werde ich das Buch auf jeden Fall lesen.
Viele Grüße
Anja
LaraAntonia says
Mir kam Kyle auch viel zu wenig vor, fand das irgendwie ganz seltsam, weil ich ihn als Love Interest erwartet habe 🙂
Ich bin bei dem Thema teilweise sehr sensibel, deswegen sind mir Kyles Aktionen auch so hängen geblieben.
Ich hoffe für dich, dass dir Teil 2 noch mehr zusagen wird! Vielleicht lese ich es auch noch irgendwann, aber aktuell ist mein SuB zu hoch mit Büchern, die mich wirklich ansprechen 🙂