Übersetzt von: Barbara Röhl | 476 Seiten | Einzelband | 30.09.2020 | „What I Like About You“ Original | ONE Verlag | 14,00€ | Hier kaufen
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Inhalt
Es gibt eine Million Dinge, die Halle Levitt und ihren besten Freund Nash verbinden. Sie lieben Bücher, können stundenlang reden … Und trotzdem verschweigt Halle ihm, wer sie wirklich ist. Denn online heißt Halle Kels – ist berühmte Buchbloggerin und hat alles, was ihr im echten Leben fehlt: Freunde, eine tolle Community, Selbstvertrauen und natürlich Nash. Dann wechselt sie für ihr Abschlussjahr an eine neue Schule, und plötzlich steht Nash leibhaftig vor ihr – da ist Chaos vorprogrammiert!
Erster Satz
Die Blumen sind verblüht, um mich herum sehe ich nur Orange, und auf der Suche nach einem Ladegerät für mein Handy habe ich die Sachen aus dem Koffer im ganzen Zimmer verteilt.
Meine Meinung
Das englische Original hat mich schon vor einer Weile angesprochen, als ich entdeckt habe, dass der One-Verlag es ins Deutsche übersetzen wird, habe ich noch gewartet. Das deutsche Cover gefällt mir persönlich sogar noch besser, als das originale.
Halle, die sich im Internet nur Kels nennt, ist seit einigen Jahren Buchbloggerin, die besonders mit ihrer Idee, Cupcakes passend zu Buchcovern zu backen, durch die Decke gegangen ist. Mittlerweile hat sie eine große Anhängerschaft und auch einige echten Freundschaften sind durch ihr Online-Leben entstanden. Dabei ist sie stets bedacht ihre wahre Identität zu schützen, sodass nicht einmal ihre besten Freunde ihren echten Namen kennen. Doch nach einem Umzug und einem Schulwechsel steht Halle plötzlich Nash gegenüber, der online ihr bester Freund ist. Doch er hat noch nie etwas von Halle gesehen oder gehört…
Halle ist ein ganz süßer Charakter mit einer besonderen Familie. Wie gesagt nennt sie sich online nur Kels, hat auch noch nie Fotos von sich veröffentlicht und ist nur als Buchbloggerin so berühmt. Das alles macht sie, um ihre Identität zu schätzen und nicht in Verbindung mit ihrer berühmten Familie gebracht zu werden. Da sie in ihrer Kindheit oft umziehen musste, hatte sie nie richtige Freunde, weswegen die Freundschaft zu ihren Online-Freund*innen umso tiefer ist. Online kann sie einfach die Person sein, die sie im echten Leben niemals sein könnte. Denn als Kels ist sie stark, selbstbewusst, erfolgreich und beliebt. Als Halle ist sie einsam, sozial etwas unbeholfen, unerfahren und häufig sehr naiv.
Trotz ihrer häufig sehr naiven Art habe ich sie schnell in mein Herz schließen können. Sie macht zwar einige Fehler in diesem Buch und häufig hätte ich sie einfach gern geschüttelt, doch gleichzeitig kann ich sie einfach verstehen, weswegen sie einfach einen Platz in meinem Herz bekommen hat. Außerdem ist sie Jüdin, es spielt keine großartige Rolle für die Handlung, aber den kleinen Zusatz fand ich super! Wir erfahren nämlich ein paar Kleinigkeiten über jüdische Bräuche und Feste, was ich super interessant fand.
Nash ist ebenfalls in der Online-Welt nicht unbekannt. Er zeichnet Comics, die er mit seiner Leserschaft teilt, geht dabei aber offener mit seinem echten Namen um. Er lebt schon sein Leben lang in der Kleinstadt, die gefühlt nur aus Rentnern besteht und würde zu gerne weg von zu Hause, am besten an die NYU um zu studieren. Im Gegensatz zu Halle hat er auch im echten Leben eine feste Freundesgruppe, auf die er sich immer verlassen kann.
Nash war einfach toll. Er war lieb, zuvorkommend und super sympathisch, ein wirklich toller Charakter einfach. Allerdings war er mir ein wenig zu oberflächig. Dafür, dass er das große Love Interest ist, war er mir etwas zu flach, obwohl die Autorin hier schon sehr gute Ansätze für mehr Tiefe hatte.
Aber auch die Nebencharaktere sollten hier nicht unerwähnt bleiben! Typisch für Jugendbücher sind diese zwar ebenfalls oberflächiger und stereotypischer gehalten, doch im ganzen Zusammenspiel hat mich das überhaupt nicht gestört.
Fangen wir mal mit Halles Opa an, den ich einfach nur knuddeln möchte. Obwohl er keine tragende Rolle spielt, ist er mir sehr ans Herz gewachsen. Er macht eine wunderschöne Entwicklung durch, die sich besonders mit dem Thema Trauerbewältigung beschäftigt, die mir super gut gefallen.
Aber auch Halles Bruder, Ollie, hat schnell einen Platz in meinem Herzen bekommen. Er ist super süß, steht immer hinter Halle und hat scheinbar ein ähnlich kompliziertes Liebesleben wie seine große Schwester. Ich fand es nur schade, dass er nicht noch häufiger vorgekommen ist.
Halles und Nashs Freunde, online wie offline, und Halles Eltern bleiben da sogar noch ein wenig oberflächiger. Wie gesagt hat es mich in dem Zusammenspiel mit dem Inhalt nicht gestört. Am besten fand ich allerdings noch Halles Vater, der im Familiengruppenchat immer nur in Emojis ohne zusätzliche Wörter geschrieben hat, was mich immer wieder amüsiert hat.
Und kommen wir damit auch gleich zum Schreibstil der Autorin. Der Roman ist in der Ich-Form komplett aus Halles Perspektive geschrieben worden. Der Schreibstil ist sehr leicht, angenehm zu lesen und auf jeden Fall dem Alter entsprechend. Was ich besonders schön fand, waren die Einbindungen zahlreicher Tweets, Chat-Verläufen und Blogeinträge. Sie haben die Handlung immer wieder auflockern können und haben mich vor allem durch ihre authentische Darstellung sehr begeistert. Statt lol und xd gab es hier nämlich aktuellen „Slang“ der Jugendlichen, der durch tatsächliche Emojis und nicht einfache Smileys unterstützt wurde. Ich bin mir nicht sicher, ob man versteht was ich meine, aber ich bin kurz gesagt besonders von der Authentizität dieser Darstellung begeistert.
Er ist keine Halluzination.
S. 50
Ich kenne ihn.
Nun ja, ich, Halle kenne ihn nicht.
Aber er ist Kels‘ bester Freund.
Der Inhalt ist eigentlich genau das, was der Klappentext schon verspricht.
Kurz gesagt ist Halle beim ersten Treffen mit Nash so perplex, dass sie kaum etwas herausbringt und sich mit ihrem echten Namen vorstellt. Sie hat Angst, die Freundschaft zwischen Kels und Nash aufs Spiel zu setzen, weswegen sie ihm zunächst nichts sagt und schließlich hat sie das Gefühl, es sei einfach zu spät, um das Missverständnis wieder gerade zu rücken. Dabei verletzt sie nicht nur Nash, sondern auch ihre anderen Freund*innen…
Insgesamt muss ich zugeben, dass ich schon mal in einer ähnlichen Situation war, wenn auch nicht so verkorkst. Als ich angefangen habe, mich im Internet zu bewegen, habe ich das ebenfalls unter einem Pseudonym getan. Meine ersten Internet-Freundinnen habe ich auch viel zu lange in dem Glauben gelassen, dass das mein echter Name sei. Kurz vor einem ersten Treffen habe ich es schließlich noch aufgelöst, aber selbst per SMS war das so so unangenehm, dass ich verstehen kann, wie unangenehm und herausfordernd das für Halle von Person zu Person sein muss. Aber gleichzeitig hat es mir doch zu lange gedauert. Halle hat im Laufe des Buches einige Vorlagen bekommen, die sie nicht genutzt hat und auch wenn es super schwierig ist, ist mir eindeutig zu viel Zeit im Laufe des Romans vergangen. Dadurch hat sich die Handlung leider sehr lange im Kreis gedreht, wodurch sich auch die Charaktere kaum weiter entwickeln konnten. Ich hätte mir hier eine etwas andere Lösung gewünscht.
Allgemein wird dadurch aber besonders das Thema der Internet-Anonymität besonders gut aufgegriffen. Es zeigt, wie schnell man sich als jemanden ausgeben kann, der man gar nicht ist. In diesem Fall ist es zwar nur Halle, die gerne backt und liest, aber hinter Kels hätte auch jemand ganz anderes stecken können. Es wird auch gezeigt, wie schnell sich gewisse Dynamiken im Netz entwickeln, wie man seine Reichweite gut nutzen kann und wie schnell man Internet-Nutzer gegen sich aufspielen kann. Es war insgesamt ein guter Einblick hinter die Kulissen einer sehr erfolgreichen Bloggerin, der auch die Schattenseiten in kleinen Aspekten thematisiert.
Kommen wir zum letzten großen Thema, welches hier angesprochen wurde und mir tatsächlich sehr am Herzen liegt. Im Roman geht es immer wieder um eine fiktive Autorin, die besonders durch ihr Jugendbuch erfolgreich geworden ist. Dass diese nun äußert, sie würde gerne ein „echtes“ Publikum ansprechen und nicht „nur“ Jugendliche, stößt in der Blogger-Gemeinde sauer auf. Ich fand es total schön, wie genau dies thematisiert wurde, weil ich auch immer wieder mit diesem Thema konfrontiert werde. Auch dass hier besonders die Leserschaft total degradiert wird und von der fiktiven Autorin als nicht gut genug dargestellt wird, fand ich sehr spannend. Schließlich lesen und lieben Jugendliche genauso gut, wie eine ältere Leserschaft; wenn nicht sogar besser, wenn man sich Hypes in den sozialen Medien anschaut. Es ist nämlich auch im echten Leben immer wieder schade zu sehen, wenn Leser*innen von YA/NA nur schief belächelt werden, weil ihr Lieblingsgenre nicht so anspruchsvoll ist, wie andere. Häufig musste ich schon hören, dass es viel mehr wert sei, wenige anspruchsvolle Lektüren zu lesen, als zahlreiche „Leichte Kost“, was totaler Quatsch ist.
So kommen wir aber noch einmal auf das Buch zurück. Insgesamt mochte ich es nämlich doch ganz gerne. Der Einstieg ist mir leicht gefallen, ich konnte es super gut und schnell lesen und auch wenn der Mittelteil sich immer mal wieder gezogen hat, fand ich es einfach nur süß.
Das Ende verlief mir etwas zu flott und zu schnell war es auch schon wieder vorbei. Ich hätte mir da gerne noch einen Prolog gewünscht, der eventuell ein paar Monate in die Zukunft blickt, sodass es ein etwas runderer Abschluss entstanden wäre.
Fazit
Ein super süßes Jugendbuch, das Lust auf noch mehr Bücher und Cupcakes macht. Die Charaktere waren ganz süß, wenn auch teilweise zu oberflächig, aber trotzdem sehr liebenswert. Die Handlung war einfach schön zu lesen und hat mir ein paar schöne Stunden bereitet. Auch wenn ich mir an der ein oder anderen Stelle etwas anders gewünscht hätte, bin ich sehr zufrieden mit dem Buch.
Ein ganz großes Dankeschön an den One-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!
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