Übersetzt von: Carina Schnell | 525 Seiten | Boyfriend Material #1 | 29.07.2022 | „Boyfriend Material“ Original | LYX Verlag | 14,00€ | Hier kaufen
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Inhalt
Gesucht: Fake-Boyfriend. Möglichst perfekt und skandalfrei
Mit einem berühmten Vater, der mit seinen Eskapaden immer wieder für Schlagzeilen sorgt, steht auch Luc O’Donnell im Licht der Öffentlichkeit. Als die Klatschpresse wieder mal negativ über ihn berichtet, droht er seinen Job bei einer Wohltätigkeitsorganisation zu verlieren. Um sein Image aufzupolieren, macht Luc sich auf die Suche nach einem respektablen Fake-Freund und findet schnell die ideale Besetzung für die Rolle: Oliver Blackwood – Anwalt, Vegetarier und so skandalfrei, wie es nur geht. Die beiden beschließen, der Welt das perfekte Paar vorzuspielen, und obwohl sie nicht unterschiedlicher sein könnten, merken sie bald, dass nicht alles bloß vorgetäuscht ist …
Erster Satz
Der Sinn ausgefallener Kostümpartys hatte sich mir noch nie erschlossen.
Meine Meinung
Schon das englische Original stand unglaublich lange auf meiner Wunschliste, aber als ich gesehen habe, dass es vom LYX Verlag ins Deutsche übersetzt würde, habe ich lieber auf die Übersetzung gewartet und war jetzt unheimlich gespannt.
Nach seinem letzten Skandal sieht Luc O’Donnell sich gezwungen, sein Image ein wenig aufzubessern. Die beste Möglichkeit dies zu tun, ist ein Fake-Boyfriend und niemand würde sich besser dafür eignen, als Oliver Blackwood. Doch schnell merken die beiden, dass ihre Beziehung gar nicht so fake ist, wie gedacht.
Oh puh, ich weiß gar nicht so recht, wo ich mit dieser Rezension anfangen soll. Ich hatte ja gesagt, dass ich mich sehr auf das Buch gefreut habe, aber ich kann schon mal so viel verraten: es hat mir überhaupt nicht gefallen.
Ich versuche einfach mal, mit den Charakteren zu starten.
Luc O’Donnell ist der Sohn eines Sänger-Pärchens, sein Vater fällt mittlerweile nur noch durch Skandale auf und seine Mutter lebt ein wenig zurückgezogener. Der Kontakt zu seinem Vater ist kaum existierend, trotzdem wird er ständig in den Kontakt mit ihm gebracht, was jetzt auch seinen Job gefährdet. Luc sammelt nämlich Spenden für eine Wohltätigkeitsorganisation – für Mistkäfer, ja richtig gelesen – und nach dem letzten Skandal springen Spender ab. Ich bin mit Luc leider überhaupt nicht warm geworden. Er ist 28 Jahre alt, verhält sich aber eher wie ein unsicherer Teenie, was auf Dauer wirklich anstrengend wurde. Er interessiert sich wenig für seine Mitmenschen, denkt oft nur an sich und stellt sich immer in den Mittelpunkt eines Geschehens. Ich habe auch ehrlich gesagt seinen Bekanntheitsgrad nicht verstanden. Sein Vater war wohl mal irgendwann Sänger und tritt jetzt als C-Promi in Fernsehsendungen auf, aber Luc hat eigentlich nichts getan, um von Papparazzi verfolgt zu werden und der einzige Skandal, den wir miterlebt haben, war auch nicht super-bahnbrechend-schlimm. Habe ich einfach nicht nachvollziehen können.
Mit Oliver bin ich ebenfalls nicht warm geworden. Er hat mir zwar besser gefallen als Luc, aber ich konnte ihn einfach zu wenig kennenlernen, um mir eine richtige Meinung von ihm bilden zu können. Im Klappentext steht bereits, dass er Anwalt ist und vegetarisch lebt und ehrlich gesagt kann ich auch nicht mehr zu ihm sagen. Er war mir einfach zu eintönig und durch Lucs Erzählperspektive konnte ich einfach nicht unter die Oberfläche schauen, was ich sehr schade fand.
Ansonsten gibt es noch ein paar Nebencharaktere, die sehr durch Klischees gestützt werden und mir nicht viel in Erinnerung geblieben sind. Ein Arbeitskollege von Luc, Alex, habe ich einfach nicht verstanden. Jeden Morgen begrüßt Luc ihn mit einem Witz und jeden Morgen versteht Alex ihn nicht. Dazu ist er irgendwie ein bisschen versnobt, aber irgendwie auch nicht, ich habe seinen Charakter einfach nicht verstanden. Und auch Mit Lucs Freundesgruppe konnte ich mich nicht anfreunden, es war mir einfach alles zu gewollt mit ihnen.
Aber sprechen wir mal über den Schreibstil und damit mein vermutlich größtes Problem mit diesem Roman. Die Geschichte ist in der Ich-Form aus Lucs Perspektive geschrieben worden und wir werden das gesamte Buch über von einem absolut sarkastischen Unterton begleitet. Ich weiß nicht, ob ich mir das eingebildet habe, weil ich in keiner anderen Rezension davon gelesen habe, aber es wirkte wirklich dauerhaft ironisch, distanziert und irgendwie … stumpf. Ich kann nicht mal ein bestimmtes Beispiel nennen, weil es sich in fast jedem Satz widergespiegelt hat. Und das hat sich auf jeden der Charaktere abgefärbt, nicht nur Luc war so sarkastisch – hätte ja vielleicht noch ein wenig gepasst. Nein, jedes Gespräch wirkt so leblos, so komisch.
Der Autor und ich teilen sich auf jeden Fall nicht den Humor, weswegen das mit mir und dem Buch einfach nicht funktioniert hat.
Aber auch die Handlung hat mir da leider nicht besser gefallen.
Leider war der Einstieg schon total schwer für mich und ich wollte das Buch eigentlich schon nach 15 Seiten wieder weglegen. Ich wollte ihm aber doch noch eine Chance geben, vor allem weil ich es als Rezensionsexemplar erhalten habe, aber ich habe im Vorfeld auch schon sehr viele positive Meinungen gelesen.
Ich fange mal mit dem Fake-Dating-Teil an. Den Grund für einen Fake-Boyfriend habe ich ja noch verstanden, aber leider haben die beiden eigentlich gar kein Fake-Dating umgesetzt! Es gibt bloß eine Szene, die für die Papparazzi gedacht, war die wir nicht einmal miterleben und sonst gibt es nur private Treffen zwischen Luc und Oliver – meistens mit Personen, die über die Fake-Dating Geschichte Bescheid wissen. Also war das Fake-Dating bitte? Ich war wirklich super enttäuscht, dass wir nicht die so typischen und mittlerweile schon klischeehaften Fake-Dating-Szenen bekommen haben. Das war doch mit der Grund, warum ich auf das Buch so neugierig war! Das hat mich wirklich am meisten frustriert.
Dazu kommt leider noch, dass ich keinerlei Anziehungskraft zwischen den beiden gespürt habe, es kam leider kein Knistern bei mir an, vielleicht, weil ich mit den Figuren auch einfach nicht warm geworden bin.
Noch erwähnen möchte ich, dass Luc direkt zu Beginn von seiner Vorgesetzten gesagt wird, er wirke wie „die falsche Sorte eines Homosexuellen“ (S. 41), was mich beim Lesen total überrascht hat. Luc reagiert zwar darauf und sagt direkt, dass er sie deswegen verklagen könne und sie beiläufig „homofeindlich“ sei, seine Aussagen wirken aber wieder absolut ironisch. Und so richtig darauf eingegangen wird nicht, fand ich echt total schade, dass so was nicht ein wenig besser aufgeklärt wurde.
Ansonsten ist ehrlich gesagt auch nicht viel nennenswertes passiert. Es gibt noch eine Nebenhandlung mit Lucs Vater, die leider sehr lasch umgesetzt worden ist und viel zu plötzlich endet, da hätte ich mir einfach mehr gewünscht. Auch mehr gewünscht hätte ich mir zu der Geschichte um Olivers Familie. Den Teil fand ich nämlich super interessant, aber leider blieb es sehr oberflächig und war auch viel zu schnell wieder vorbei. Und sonst ist, wie gesagt, nicht sonderlich viel passiert. Das Buch war mit über 500 Seiten meiner Meinung nach viel zu dick für seinen Inhalt.
Fazit
Leider eine riesige Enttäuschung. Ich wurde mit den Charakteren einfach nicht warm, weswegen mich die Beziehung zwischen den beiden auch nicht ergreifen konnte. Zudem habe ich einen absolut anderen Humor, als der Autor, weswegen mir auch sein Schreibstil nicht zusagen konnte. Meiner Meinung nach blieb vieles sehr oberflächig und wichtigere Themen wurden mir zu schnell abgehandelt. Es war mir einfach zu wenig Inhalt für zu viele Seiten.
Trotzdem ein großes Dankeschön an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
Rebecca says
Hallo liebe Lara,
du schreibst mir aus der Seele. Ich habe das Buch als Hörbuch angefangen und schon vor dem ersten Aufeinandertreffen von Luc und Oliver abgebrochen. Ich hatte ähnliche Probleme wie du.
Angefangen schon bei Lucs Job. Eine Wohltätigkeit-Organisation für Käfer? Fand ich schon irgendwie merkwürdig und einfach nicht ernst zu nehmen. Ich weiß auch genau, was du mit dem sarkastischen Ton meinst.
Er hat es schwer gemacht, irgendetwas in dem Buch wirklich ernst zu nehmen.
Ich glaube mein größtes Problem war aber, dass Luc einfach so mega unsympathisch und langweilig war. Und Der Aufhänger der Handlung für mich einfach unglaubwürdig. Er braucht einen Fake-Boyfriend, damit die drei Spender, die sich für Mistkäfer (!) interessieren nicht abspringen? Gut, es würde ihm den Job kosten, aber irgendwie kam die Dringlichkeit bei mir gar nicht an und das hatte ganz viel mit dieser Organisation zu tun. Das war mir einfach eine Spur zu unglaubwürdig.
Hast du schon „Royal Blue“ gelesen? Das ist ein bisschen ähnlich, hat mir aber so viel besser gefallen.
Ganz liebe Grüße,
Rebecca
LaraAntonia says
Oh wie gut, dass ich mir das Ironische nicht eingebildet habe!
Ich habe die ganze Aufruhe um Mistkäfer auch nicht ganz verstanden, hat es einfach so lächerlich gemacht :/
„Royal Blue“ habe ich schon gelesen, fand ich auf jeden Fall besser! 🙂