Übersetzt von: Maike Hallmann | 275 Seiten | Cracks #1 | 28.07.2020 | „A Crack In Everything“ Original | LYX Verlag | 12,90€ | Hier kaufen
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Inhalt
Am klarsten sehe ich meine Träume, wenn ich in deine Augen blicke
Als Evelyn den geheimnisvollen Dylan kennenlernt, scheint sie ihren Seelenverwandten gefunden zu haben. Der attraktivste Junge der Schule und sie möchten nicht nur beide weg aus Dublin, sie haben auch einen gemeinsamen Traum: Eines Tages wollen sie ihr eigenes Unternehmen in New York gründen! Doch während Dylan alles dafür tut, ihren Plan in die Tat umzusetzen, fehlt Evelyn der Mut, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Aber als ein tragischer Unfall geschieht muss sie sich entscheiden: für ihre Familie oder ihre Zukunft mit Dylan in New York.
Erster Satz
Nichts tat ich lieber, als einer Blütenknospe dabei zuzusehen, wie sie sich öffnete.
Meine Meinung
Obwohl mir das Cover ehrlich gesagt niemals im Regal aufgefallen wäre, finde ich es wirklich wunderschön. Die Farbgebung gefällt mir, besonders in Kombination mit den zarten Blümchen, die zudem sehr gut zum Inhalt passen. Hätte ich es nicht geschenkt bekommen, wäre dieses Buch aber vermutlich an mir vorbei gegangen.
Die schüchterne Evelyn und der zurückhaltende Dylan gehen auf die gleiche Schule und wohnen im selbsten Wohnblock in Irland, mehr verbindet sie nicht. Bis Dylan eines Tages bei Ev Unterschlupf sucht und sich daraus die große Liebe zwischen den beiden entwickelt. Doch Dylan steht kurz vor seinem Abschluss und möchte danach für einen Neustart nach New York auswandern und Ev ist nicht bereit, ihre Familie zurück zu lassen – kann die junge Liebe das aushalten?
Evelyn ist ein junges, zurückhaltendes Mädchen, das in der Schule nicht groß auffallen möchte. Sie hat ihren besten Freund Sammy und das war schon ihr Freundeskreis. Sie liebt Pflanzen und die Natur und bringt diese mit einem kleinen Dachgarten in die triste Gegend ihres Wohnortes.
Obwohl Dylan einer der „heißesten Jungs“ der Schule ist, ist er nicht wirklich beliebt. Er hat ebenfalls einen kleinen Freundeskreis und gerät häufig mit Mitschülern aneinander. Er gibt nicht zu viel über sich Preis, hat aber große Pläne für seine Zukunft.
Beide Charaktere waren ganz süß, konnten mich aber nicht komplett erreichen, da mir beide zu oberflächig gestaltet waren. Ich mochte allerdings vor allem, dass Dylan ein ganz normler Junge ist, kein Bad Boy, kein Good Guy, keine Extremen – ganz normal. Ev fand ich ganz okay, aber wie gesagt fehlte mir da einfach etwas.
Mit den Nebencharakteren erging es mir ähnlich, aber ich fand es super, dass wir hier einen queeren Nebencharakter bekommen haben.
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Er spielt sogar eine ziemlich große Rolle, was ich echt klasse fand. Ich mochte seine Art total und dass er zu offen zu seiner Sexualität steht und auch, dass seine Familie ihn genauso akzeptiert. Auch, dass Homophobie und Mobbing gegenüber der LGBTQ*-Community thematisiert wurden hat mir hier sehr gut gefallen. Es ist zwar ein schreckliches Thema, das aber leider die Realität widerspiegelt, weswegen ich die Thematisierung hier sehr gut fand.
Geschrieben war der Roman in der Ich-Form aus Evelyns Perspektive. Der Schreibstil hat mir ganz gut gefallen, auch wenn er mich nicht sonderlich abholen konnte. Ich konnte es zwar relativ gut und flüßig lesen, aber außergewöhnlich oder besonders emotional war er nun auch nicht.
Kommen wir zur Handlung, die etwas ganz anderes war, als erwartet. Zunächst einmal ist die Geschichte im Jahr 2006 angesetzt, durchgehend, bis zum Ende. Nach meinem Empfinden sehr seltsam, ich habe mich die ganze Zeit über gefragt, was das soll. Mir war klar, dass es vermutlich für einen größeren Zeitsprung so gemacht wurde, dennoch fand ich es sehr seltsam.
Zudem stimmte der Klappentext leider nicht wirklich: „Sie haben auch einen gemeinsamen Traum: Eines Tages wollen sie ihr eigenes Unternehmen in New York gründen!“ heißt es dort. Es ist aber kein gemeinsamer Traum, ganz und gar nicht und Evelyn fehlt nicht der Mut, sie geht einfach noch zur Schule und kann deswegen nicht einfach so nach New York auswandern.
Und auch der Rest hat mich einfach nicht begeistern können. Es passiert nämlich nichts, einfach gar nichts.
Ich habe das Buch an jeder beliebigen Stelle zur Seite gelegt, weil ich keine Lust mehr auf die Story hatte und habe es problemlos an jeder beliebigen Stelle wieder anfangen können.
Die Geschichte der beiden war zwar ganz süß und etwas übertrieben und die Gespräche unter den Freunden auch ganz witzig und sehr authentisch, aber insgesamt war es unglaublich langweilig!
Wir verfolgen Dylan und Ev, wie sie sich (etwas zu schnell und zu tief) ineinander verlieben und jede freie Minute miteinander verbringen. Wir erleben, wie Dylans wenige Freunde Sam kennen lernen und sie gemeinsam zu einer größeren Clique werden. Alles schön und gut, aber nichts, was ich einen ganzen Roman lang lesen möchte.
Einzige Spannungspunkte waren die Mitschüler, die homophobe und aggressive Jugend-Banden sind und die Clique immer wieder aufmischen. Es gibt ein paar Streits, ein paar Prügeleien und vor allem ganz viel Mobbing. Ist wirklich schrecklich, aber leider das einzig interessante an diesem Buch. Und trotzdem wurde es hier an keiner Stelle tiefer thematisiert, was ich wieder sehr enttäuschend fand.
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Es hat nie große Konsequenzen gegeben, was mir nicht gefallen hat. Es wurde zwar gleich zu Beginn gesagt, dass die Charaktere eher in einem Brennpunkt leben und zur Schule gehen und sich auch die Lehrer*innen kaum für solche Auseinandersetzungen interessieren, dennoch wirkte es mir zu oft Gewaltverherrlichend. Vor allem, dass Dylan ständig darüber redet, jemanden zu schlagen (vor allem wenn es um Ev geht) und auch häufiger in solche Schlägereien gerät, fand ich schade. So wirkte es noch mehr, als sei Gewalt die einzige Lösung auf Gewalt.
Außerdem werden hier wirklich einige Themen aufgegriffen, die allesamt sehr oberflächig behandelt werden. Ich hätte mir ein großes Hauptthema gewünscht, um das sich alles dreht, sodass es genügend Tiefe verliehen bekommen hätte. Leider war es mal hier etwas, mal dort und insgesamt sehr schwammig.
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Da hätten wir Evs Mutter, die sie verlässt und sich nur sporadisch meldet. Ein Thema, das zwar so existiert, für die Handlung aber eigentlich keine Rolle spielt. Genauso wie Dylans Vater, der psychisch erkrankt ist. Er taucht aber nur ein einziges Mal auf und im Nachhinein wird es zwar hin und wieder erwähnt, aber auch hier sehe ich keine Relevanz für die Handlung. Vielleicht war es ein Versuch, die Nebencharaktere etwas mehr Charakter zu verleihen, doch das ist leider gescheitert.
Und dann kam noch der Schluss. Nachdem ich das Buch relativ schnell weg gelesen habe, was eher an der geringen Seitenzahl und nicht an der aufregenden Handlung lag, brachte das Ende noch einen großen Schocker. Im Klappentext wird ja bereits der Unfall erwähnt, der mich dann doch noch aus den Socken hauen konnte. Gleichzeitig wurde auch das mir viel zu schnell abgehandelt, obwohl man da noch mit viel mehr Nachdruck hätte arbeiten können.
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Dass Sam stirbt kam für mich viel zu sehr aus dem Nichts und es hat mich eher negativ überrascht. Auch hier bildet es leider wieder die traurige Realität ab, was es zwar authentisch, aber nicht viel besser macht. Besonders die Nachbearbeitung auf den Angriff & Mord fand ich enttäuschend. Mir fehlte Aufklärung, Behandlung des Themas und eine eindeutige Strafe für die Täter. Es wird zwar gesagt, sie kämen vor Gericht und kommen „lange Zeit ins Gefängnis“, aber ich hätte mir da einfach mehr gewünscht. Klar, bei der Seitenzahl hätte ich nicht so viel Tiefgründigkeit erwarten sollen, aber dafür, dass der Rest des Romanes so undramatisch war, hätte man die Gewichtung doch anders legen können.
Schlussendlich bleibt das Ende offen, was ich schon erwartet habe, da noch ein zweiter Teil erscheinen wird. Ob ich den noch lesen werde, weiß ich aktuell noch nicht, auch wenn ich gerne ein Ende dieser Geschichte hätte.
Fazit
Ein Buch, das ich mit gemischten Gefühlen zur Seite gelegt habe. Eigentlich ist nicht viel passiert und obwohl Dylan und Ev ganz süß miteinander waren, habe ich mich viel gelangweilt. Gleichzeitig werden einige wichtige Themen aufgegriffen, die allesamt nie genauer thematisiert werden. Nicht sonderlich schlecht oder schlimm zu lesen, aber leider hätte ich mit der Zeit lieber andere Bücher gelesen.
Es tut mir übrigens leid, dass ich so viele Spoiler verstecken musste, ich hat nur das Gefühl, dass ich meine Meinung anders nicht wirklich begründen konnte!
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